Christliches Martyrium im 20. Jahrhundert –

Ökumenische Deutungen

Wissenschaftliches Symposium aus Anlass der Eröffnung der

Ökumenischen Märtyrer-Ausstellung – Frauen und Männer

als Glaubenszeugen für Christus“


22. Okt – 17. Samstag 16.30-19.00 Uhr

Evangelische Heiligenverehrung in orthodoxer Sicht


Sehr geehrte Exzellenzen, Hochwürden, liebe Zuhörer!

Evangelische Heiligenverehrung in orthodoxer Sicht.

Ein Schatz heiligmäßigen Lebens ist uns anvertraut,

noch ungehoben in einer Zeit,

der d. Sinn für Heiligkeit als Ziel christlichen Lebens

mehr und mehr zu schwinden droht.

Besonders Protestanten stolpern (regelmäßig) über katholische und orthodoxe Heiligenverehrung.


In der Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos ruft der Priester vor Zerteilen des Lammes zur Kommunion:

DAS HEILIGE DEN HEILIGEN

und der Chor antwortet:

EINER IST HEILIG, EINER DER HERR,

JESUS CHRISTUS,

ZUR VEREHRUNG G‘TTES, DES VATERS. A M E N

Christi Leib und Blut sind heilig,

durch den Hl. Geist verwandelte Materie.

Der Dativ DEN HEILIGEN erkennt die KIRCHE

als Gemeinschaft derer,

die durch Teilhabe an diesen Gaben geheiligt werden.


Quelle aller Heiligkeit ist der drei-eine G‘tt,

das drei-personale Subjekt,

das heiligend auf Geschaffenes wirkt.


Was der Vorgang des HEILIGENS bedeutet,

darüber sind die Vorstellungen der Westkirche

weniger konkret, weniger präzise.


Einflüsse der Aufklärung, Individualisierung

und Moralisierung haben säkularisierend,

ent-kirchlichend gewirkt.

Bis heute prägt das säkular-liberale »Projekt Aufklärung«

im Westen Gesellschaft und Kirche.

An die Stelle HEILIGER, CHRISTUS-TRAGENDER

traten prominente Personen, integre Persönlichkeiten,

wie der diakonisch wirkende Albert Schweitzer,

der gewaltlosen Widerstand leistende Mahatma Gandhi,

die durch Publikationen, Preise, Stiftungen geehrt werden.

Wohl klingt in ent-christlichten »Werten« Jesu Einladung

zu Nächstenliebe und Friedfertigkeit nach.

Doch ist das Königreich G‘ttes der Sorge

um (ausschließlich) diesseitiges Wohlergehen gewichen.

HEILIGKEIT wird der Bedingung »aufgeklärter Reflexion« unterworfen,

GLAUBEN der Bereitschaft zum Zweifeln als Ausweis von Wahrhaftigkeit.

CHRISTENTUM wird Privatsache, persönlich modifiziert.


Im Apostolicum bekennt sich die KIRCHE

zur GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN,

die Sie grundlegt – den MYSTISCHEN LEIB CHRISTI.

Im Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel bekennen wir

die Eine Heilige Kirche.


Der Hl. Gregor Palamas (12967/97– 1359)

hob die ungeschaffenen g‘ttlichen Energien für die Kirche

als unverzichtbar hervor, die g‘ttliche Transzendenz und weltliche Immanenz,

Un-Geschaffenes und Geschaffenes verbindet.

Der Drei-Eine schafft sich ein weltliches Diesseits,

heiligt es und bewirkt im zur Verg‘ttlichung berufenen Menschen HEILIGUNG,

Entsprechen seiner Bestimmung.

Nicht Überhöhung, nein, bestimmungsgemäßes Leben ist das Ziel.


Über das ängstliche Streben nach dem »gnädigen G‘tt« Martin Luthers

lebten Heilige vollkommene Hingabe an G‘tt vor, erlangten Anteil

an g‘ttlichen Energien

durch G‘ttesfurcht, Glaube und Liebe sowie Askese.

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Palamitisches Denken blieb im Westen fremd,

so dass Ressourcen für ein angemessen synergetisches Verständnis

von Heiligkeit nicht erschlossen wurden.

Dein Name werde geheiligt betet jeder Christ im Vaterunser, Bitte um Hilfe

beim Bezeugen g‘ttlicher Heiligkeit

durch liebende Selbsthingabe im Kampf gegen Versklavung

unter die Leidenschaften des gefallenen Menschen.


Die KIRCHE betet nicht nur zu den HEILIGEN,

als besondere Träger g‘ttlicher Energien,

sie bittet um Einheit mit ihnen, auch längst Vollendeten,

was in ihrer Liturgie aufscheint, hör- und erlebbar wird, was Ikonen abbilden.









SCHLAGLICHTER ORTHODOXER HEILIGENVEREHRUNG

Verehrte Anwesende,

sie sind eingeladen zu unbefangener Wertschätzung,

zur Verehrung westlicher Heiliger – Märtyrer,

die zum Wachsen der Kirche fraglos beitrugen.

Wie es das Augsburgische Bekenntnis bezeugt:

Vom Heiligendienst wird von den unseren gelehrt,

dass man der Heiligen gedenken soll,

damit wir unseren Glauben stärken,

wenn wir sehen,

wie ihnen Gnade widerfahren und auch,

wie ihnen durch den Glauben geholfen wurde. (Artikel 21)


So stellt sich die Frage nach der angemessen Form,

nach der praktischen Umsetzung des Offensichtlichen:

- nach Gedenkorten,

- nach Bildern / Ikonen,

- nach Reliquien ...

- und nach einem Gedenktag – SYNAXIS deutscher Heiliger

bzw. solcher, die in enger Beziehung zu unserem Land stehen:

Nahe liegt der 3. Oktober oder der Erste Sonntag im Oktober.

P a u s e

Protestanten sind, aufgrund ihres historisch nachvollziehbaren Protests,

sprachlos geworden.

Doch i s t verlorenes Erbe neu zu beleben.

Denn: Abusus non tollit usum,

sed confirmat substantiam. – Mißbrauch

hebt den rechten Gebrauch nicht auf,

sondern er bestätigt das Wesen.

So gilt es neue Worte und Ausdrucksformen zu finden,

wobei Bewährtes nützlich sein kann.

Mögen die Gebete der Märtyrer-Heiligen

unsere Kirche hierzulande und die weltweite Kirche,

die sichtbare und die unsichtbare stärken,

neu beleben, ihr neuen Lebens-Atem einhauchen.

Möge die Ökumenische-Märtyrer-Ausstellung

auf diesem heiligen Weg ein Initial sein.


Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!